Vom Affen zum Teufel

Vom Affen zum Teufel

Was war denn da los auf dem Siggi? Eine Horde musizierender und sprechender Affen am Sonntag, dann wieder eine bunte Show mit viel Gesang am Mittwoch? Das war die „Canaillen Bagage“ aus Herford, die mit zwei Stücken einen Einblick in ihr Repertoire gaben. Zum Einen präsentierte die Truppe „Rotpeter – Dunkler Spiegel“ – eine Adaption von Franz Kafkas „Bericht für eine Akademie“, zum Anderen „Der hinkende Teufel“ nach einem Roman von Alain-René Lesage.

„Hohe Herren von der Akademie“, so beginnt Rotpeter, der Affe aus Kafkas Erzählung, seinen Monolog an die Gelehrten über sein _MG_5926„äffisches Vorleben“. Stattdessen schildert der Affe aber im Weiteren seine „Menschwerdung“, vom Fang an der Goldküste über seinen Lernprozess bis – als Ausweg zum Käfig im Zoo – zu den Auftritten auf den Varietébühnen. Auf dem Siggi hatten vor großen Publikum gleich zehn Komparsen der Canaillen-Bagage diese Rolle gefüllt. Anpassung, selbstauferlegte Disziplin („Man beaufsichtigt sich selbst mit der Peitsche“), sogar den Genuss von Alkohol nimmt Rotpeter auf sich, um sich den geänderten Umständen anpassen zu können. Mit Käfigen und Musikeinlagen zeigte die Bagage dem kritikfähigem Siegfriedplatz, dass der Affe „nur Kenntnisse verbreiten“ oder „nur berichten wollte“.

Ganz anders ging es dann bei dem „hinkenden Teufel“ zu. In einer bunten Kostüm-Burlesque zeigte der befreite, hinkende Teufel Asmodeus seinem Befreier Cleophas aus Dankbarkeit die Weltstadt Paris (im Original von Vèlez de Guevara: Madrid) aus der Luft: Erst betrachteten sie unbeteiligt Ehestreitigkeiten und Theaterspiele, dann mischte sich Asmodeus zugunsten seines Retters ein. Dessen Agebetete wurde von Asmodeus, der sich als Arzt ausgab, vor ihrem Vater kunstvoll krank diagnostiziert, um sie einem anderen Versprochenen auszuspannen. Am Ende ging die Rechnung auf, wenn auch nicht ganz ohne Eingeständnisse.

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Canip Gündogdu im Spiel (Foto: Bastian Sylvester)

Einer, der schon länger bei den „Canaillen“ ist, ist Canip Gündogdu. Und er erzählt, dass das Ensemble Bestandteil der Herforder LAG Spiel und Theater e.V. ist. Dort ist Canip mit der dort angebotenen Ausbildung Theaterpädagoge geworden. Bei der LAG wird nämlich nicht nur aufgeführt, sondern auch Kinder- und Jugendarbeit mithilfe des Theaters betrieben, an Schulen, Jugendzentren oder auch zusammen mit der Uni-Gruppe „Compagnie Charivari„. Pädagogische Aus- und Fortbildungen gibt es obendrein.

Wer bei einem der vielen LAG-Projekte mitmachen möchte, kann sich gerne erkundigen. Per E-Mail an info@spiel-und-theater-nrw.de. Weitere Infos: www.spiel-und-theater-nrw.de

P.S.: „Der hinkende Teufel“ ist noch einmal am 27. Mai auf der Sparrenburg zu sehen. Los geht es dort um 20 Uhr. Auf den Siggi dürfen sie aber auch gerne wieder kommen.

Die aufgeführten Stücke im Originaltext (Projekt Gutenberg):
Franz Kafka – Bericht an eine Akademie
Alain-René Lesage – Der hinkende Teufel

Bilder:


(Fotos: Rouven Ridder + Bastian Sylvester)




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