
Ungewollte Platten werden zerstört
Bei dem Gedanken daran, Schallplatten zu zerstören, würde manch einer bestimmt „Frevel“ schreien. Doch bei Henrik Heinemanns Platten-Auktion mit dem Titel „Buy or Die“ im Cutie hatte die Androhung System. In 50 Cent-Schritten konnte dort auf die von ihm vorgestellten Vinylpreziosen geboten werden. „Und wenn keiner die Platte haben will, dann macht Florian sie kaputt.“
Kumpel Florian hatte die Zerstörung zur Kunst erhoben. Eine große Reisetasche mit Werkzeugen aller Art hatte er mit gebracht – vom Hammer über die Scherenzange und bis hin zu Ketten und Stichsäge. Und um der Veranstaltung ein wenig Partycharakter zu verleihen, gab es noch ein kleines Spezial: Henrik spielte die Platte vor, und wer erriet, um was es sich dabei handelte, bekam einen Apfelschnaps aufs Haus.
Eine krude Mischung hatte der ehemalige Ween-Plattenverkäufer von zu Hause mit gebracht. „Nicht wundern, ich sammele so ziemlich quer durch alle Genres“. Mit seinem Expertenwissen konnte er auch jede aufgelegte Scheibe unterhaltsam kommentieren. Den Anfang machte aber der Klassiker „The Final Countdown“ von Europe. Es sah so aus, als wäre das Album eines gewissen „DJ Dero“ mit hektischen, brasilianischen Elektro-Rhythmen der erste Anwärter auf die Zerstörung. Doch es fand sich jemand, der 50 Cent bot und sie rettete – obwohl der Käufer den Satz „Die hörst du dir nie wieder an“ zu hören bekam.
Mit der Schere durch das Vinyl
Es ging von Mexikanische Mariachi-Klänge weiter zu Spliffs „Carbonara et una Coca-Cola“ hin zu Klängen des Männerchores „Landsknechte und Rebellen“ – etwas gebraucht, „aber sehr schwer zu beschaffen“, wusste Henrik. Doch die Platte war so niemandes Geschmack und Florian zog mit der Schere quer durch das Vinyl.
Schneller Dubstep-Techno von „The Product“ ging schon für 5 Euro ins Publikum, sogar Zerstörer Florian bot mit. Die Sängerin Donja Stevens wurde dann auch mal als „nervige Raggamuffin-Tante hier“ bezeichnet und spätestens beim Zillertaler Walzer der Platte „Valdlermesse“ musste der Plattenhenker wieder ran – dieses Mal mit dem Hammer und einem langen, dicken Nagel.
Über seine Einkäufe erzählte Henrik auch gerne. Während eine Platte mit Mozartkompositionen lief, hieß es: „Wenn man hier in die Recyclingbörse geht, kriegt man immer nur dasselbe: Klassik und 80er Jahre-Disco. Nix anderes“. Und nachdem Scheiben von „Servotron“, Console und Jimi Hendrix unter den Hammer gingen, gab es „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ aus der Zusammenstellung „Stimmung am Rhein“. „Der Song lief letzten im Tatort, der auf dem Oktoberfest spielte. Die deutsche Leitkultur ist auch nur noch ein Brei“, kommentierte Henrik dies. Letztere Platte wurde dann einfach zerbrochen.
Die „Buy or Die“-Auktion fand erstmals seit zehn Jahren wieder in Bielefeld statt. Doch wurden sie früher vom ehemaligen PC69-DJ Hannes veranstaltet – gerne in der Extra Blues Bar, Eingang 7 oder der Hammer Mühle.
Jetzt also im Cutie. Und gerne wieder.
Falsch: auf’s
Richtig: aufs
Falsch: in’s
Richtig: ins
Sorry, aber der Deppenapostroph wird derzeit so ausufernd genutzt als hätten wir zuviele davon. 😉
Donnerwetter. Da kann man mal sehen, wie sich das häufige Lesen auswirkt. Es wird übernommen. Danke für den Hinweis.
Ich danke euch! 🙂
Ein richtiger Deppenapostroph ist das ja nicht. „Auf’s“ ist eine Zusammenkürzung von „auf das“, das Apostroph im Grunde also richtig. Es ist lediglich wegen der Gebräuchlichkeit der Kurzform für redundant erklärt worden.