
Tempo 30 kommt
Fakt ist: Das Tempo 30 auf der Stapenhorststraße kommt. Und ebenso wird den RadfahrerInnen mehr Platz auf der Straße eingeräumt. Das stellte Stephanie Dietz vom Bielefelder Amt für für Verkehr auf der Bürgerinformations-Veranstaltung am Mittwochabend klar.
500 Anwohner der Straße waren schriftlich eingeladen, zirka 40 kamen in den Gymnastikraum der Stapenhorstschule. Es ging darum, über Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit aufzuklären. Ausschlaggebend dafür war ein Unfall einer Radfahrerin, die im vergangenen Jahr einer geöffneten Autotür auswich und so mit dem vorbei fahrenden Bus kollidierte – überlebend, aber schwer verletzt.
In der Folge hatte die Verwaltung Maßnahmen angekündigt, unter anderem das umstrittene Herabsenken der Höchstgeschwindigkeit. Die politischen Gremien fühlten sich übergangen, doch Oberbürgermeister Clausen setzte sich durch. Die Verwaltung habe die Entscheidungsgewalt im Gefahrenfall.
Gemessen: Tempolimit wird überschritten
Und man habe gemessen. Die Stapenhorststraße sei als Einfalls- und Ausfallsstraße stark befahren, sagte Verkehrsamtsmitarbeiterin Kathrin Eifler. Im Schnitt seien 20.000 Kfz täglich im westlichen Bereich der Straße registriert worden, im östlichen 17.000. Zwischen Kisker- und Weststraße würde die derzeitige Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h zwar knapp eingehalten, im Bereich hin zur Melanchthonstraße aber überschritten. Auswärts seien im Schnitt 58 km/h gemessen worden, einwärts sogar durchschnittlich 62
km/h.

Stellten sich den Fragen: Stefan Meyer, Kathrin Eifler, Stephanie Dietz und Christian Glasl (von links) vom Amt für Verkehr.
Auf diesem Abschnitt seien viele Unfälle im Zeitraum von 2011 bis 2015 registriert worden. Und bei denen, bei denen Radfahrer oder Fußgänger die Leidtragenden waren, seien meist die Kfz-Fahrer schuld. Es handele sich um „Unfälle mit Aufmerksamkeitsdefizit“.
Um mehr Sicherheit für die Radfahrer zu schaffen, muss also mehr Platz für sie her. Zuletzt wurde die Straße 1986 umgebaut, nach den heutigen Vorgaben hätte jeder Streifen breiter ausfallen müssen, wusste Fachmann Christian Glasl vom Verkehrsamt. Um zum Beispiel die heute vorgeschriebenen 0,50 Meter Sicherheitsstreifen zwischen Radfahr- und Parkzone für Autos zu erreichen, müsse man an kritischen Stellen Parkplätze streichen. Das ist die zweite Maßnahme, die neben der Tempobegrenzung mittels neuer Markierungen schnell zu erreichen ist. 12 Parkplätze fallen künftig weg, ein neuer kann geschaffen werden.
Vorsicht: Radfahrer dürfen künftig ausscheren
Außerdem wird eine Aufhebung der Radwegebenutzungspflicht duchgesetzt. Das heißt im Klartext: Radfahrer müssen nicht mehr unbedingt auf dem roten Radweg bleiben, wenn Gefahr droht. Sie dürfen auch auf die Fahrbahn ausscheren. Es ist also mehr Obacht für die Autofahrer gefordert.
Diese kurzfristig machbaren Maßnahmen werden auf jeden Fall kommen, sagte Dietz auf der Veranstaltung. Es gab auch Vorschläge aus der Anwohnerschaft, die bei künftigen Gesprächen berücksichtigt werden. Es gab aus der Anwohnerschaft wenig Kritik an der Absenkung der Höchstgeschwindigkeit. Lediglich eine Anwohnerin befürchtete, dass durch langsameren Verkehr die Feinstaub-Belastung ansteigen könnte. Und: „Außerdem finde ich den Wegfall der Parkplätze für die Händler nicht gut“.
Wenn 30-Zone, dann nicht nur bis zur Melanchthon-Straße, sondern auch bis zur Kurt-Schumacher-Straße. Dafür sprach sich ein Elternvertreter des Max-Planck-Gymnasiums ein. Immerhin seien dort drei Schulen ansässig (Max-Planck, Gertrud-Bäumer-Realschule, Bültmannshofschule) deren SchülerInnen sich oft über die stark befahrene Straße wagen müssen. Der Kontaktbereichsbeamte der Polizei, Jörg Amelung, sprach sich dafür aus, da ihm aus dem letzten Jahr drei Unfälle mit Personen und PKW von dieser Stelle bekannt seien. So gern man das auch umsetzen möge, dem entgegen sprächen gesetzliche Vorgaben, sagte Stefan Meyer vom Verkehrsamt. 30-Zonen seien nur in Wohnstraßen zulässig, und das sei bei der Stapenhorststraße ab dort nicht mehr gegeben.
Nur mit Kontrolle
Einhellige Meinung im Plenum war, dass die vorhergesehenen Maßnahmen nur dann funktionieren, wenn die Einhaltung kontrolliert wird. Mit Blitzern, Politessen und anderem. Umgesetzt werden Tempo 30 und die neue Parkplatz-Situation auch erst ab dem kommenden Frühjahr. Denn – so Stephanie Dietz – man wolle die Maßnahmen gerne im Gesamtpaket abschließen. Und die Neu-Markierungen seien erst möglich, wenn kein Frost herrscht.