
Politik und Feierei – auf dem Stadtteilfest
Volle Hütte, äh, voller Platz beim Stadtteilfest. Rund zweieinhalb Tausend Besucher – so schätzte das Orga-Team der Bürgerwache Pi mal Daumen – waren am Sonntag beim alljährlichen Großevent auf dem Siggi. Das war beim Stöbern auf dem mit stattfindenden Flohmarkt auch deutlich spürbar. Schlecht beraten war, wer dort mit dem Kinderwagen durch die Gänge wollte. Dennoch gab es neben den üblichen Begehrlichkeiten wie Schallplatten, Büchern oder Kleidung auch wieder die ein oder andere Kuriosität zu erwerben. „Mach mal ein Bild von meinem gläsernen Elvis-Kopf“, bat eine Bekannte. O.K., wurde sofort erledigt. Ist in der Fotostrecke.
Die sonntägliche Wärme förderte natürlich den Durst – und außerdem ließ es sich bei einem Glas Gerstensaft sowieso besser mit dem Nachbarn tratschen. Für den Ansturm hatte die Bürgerwache wie gehabt mit einem Außenstand vorgesorgt – dieses Mal auch mit einem Stand extra für Weizenbier. Trotzdem hatten sowohl Fred Gehring an der Supertram als auch die Mitarbeiter der Kaffeewirtschaft alle Hände voll zu tun. Und dankbarerweise spendierten auch die Stadtwerke becherweise Wasser.
Verhungern musste auch niemand. Couscous, Reis mit Gemüse, Falafel – gab es alles (den Flohmarkt-Kuchen nicht zu vergessen). Und eine lange Tradition hat inzwischen die Bratwurst vom Holzkohlegrill. Dem widmete die „Viertel“ sogar einen Artikel in ihrem Extrablatt. Grund: Der Lieferant überlegt, ihn abzuschaffen und durch einen Gasgrill zu ersetzen. Eine Katastrophe für die passionierten Holzkohle-Freunde Matthias Wortmann und Jörg „Bödi“ Boedecker. „Macht mal ein bisschen Stimmung dafür“, bat Bödi. Alles klar, hier kommt die LaOla-StImMuNgSwElLe fÜr DiE hOlZkOhLe!
Spielen auf der Straße
Wer seine Kinder kurz einmal abgeben wollte, konnte auf die Arbeit des Vereins „Spielen mit Kindern“ bauen. Denn dessen Spielmobil hatte erneut in der gesperrten Weststraße allerhand Spielzeug aufgeboten. Dazu gesellte sich der TSVE und bat seine Rhönräder zum Ausprobieren an. Apropos „gesperrte Weststraße“: Einige Autofahrer hatten anscheinend großes Vertrauen in das Sicherheitsgefühl der Kinder und ließen trotz des Aufrufes ihre Autos dort stehen. Aber ist ja nochmal gut gegangen.
Kein Stadtteilfest ohne Musik und Kunst, und das möglichst breit gefächert. Ab 15.30 Uhr bestieg die Bielefelder Band „Catfish Avenue“ die Bühne und sorgte mit smoothem Latino-Jazzpop für eine angenehme Untermalung des Flohmarkt-Treibens.
Für einige Beklemmung sorgte im Anschluss die Aufführung des AlarmTheaters mit zum Teil jungen Flüchtlingen. Sie zeigten eine Version ihrer Performance aus der Reihe „Aufschrei der Kulturen“, die noch in der letzten Woche im Hauptbahnhof für Irritationen bei den Bahnreisenden gesorgt hatten. Mitten unter den Siggi-Besuchern strömten sie pulkweise hindurch und taten mit Zahlen kund, wie schwer sich Deutschland mit Flüchtlingen im Vergleich zu anderen Ländern tut. Am Ende gab die Truppe noch eine Information aus, über die vielen Zuhörern die sprichwörtliche Spucke wegblieb: Der Bundestag plane eine Reform des Aufenthaltsgesetzes, wonach alle Flüchtlinge, die über europäische Drittstaaten nach Deutschland gekommen sind, sofort in Abschiebehaft kommen sollen (siehe Link hier von ProAsyl).
Passend: „Sommerregen“ von Jule rockt!
Wenn in der 2015er Saison ein Flohmarkt auf dem Siggi stattfindet, scheint es bisher eine Regel zu geben: Es gibt Regen. Und der stellte sich zirka ab 17.30 Uhr ein. Kein Problem für die junge Band „Jule rockt!“. Frontfrau Kathleen Fuß kündigte gleich einmal den Song „Sommerregen“ an, womit sie gleich etwas passendes im Repertoire hatten. Neben ihrem bekannteren Hit „Nass bis auf die Socken“. Sportlich und rockig ging es dann auch bei der Band „Steakfisher“ zu. Die hatten dann aber wetterbedingt leider nicht mehr so viel Publikum.
Die vielen, aus dem Umfeld der Bürgerwache präsenten Initiativen zeigten: Feiern und politische Themen, das schließt sich nicht aus. Transition Town zeigte Wege hin zu einem Leben ohne Öl und die Ortsgruppe von attac sammelte Unterschriften gegen die geplanten Freihandelsabkommen TTIP, CETA und TISA. Der Mädchentreff informierte über seine Arbeit, die Antifa-West verkaufte gute Weine. Die „Ingenieure ohne Grenzen“ präsentierten ihr Projekt über die sanitäre Versorgung in einem Dorf in Sambia und teilten sich den Stand mit dem Wasser-für-alle-Projekt von „Viva con Aqua„. Traditionell war auch die „Rote Hilfe“ präsent und verkaufte Waffeln.
Vertreten war dieses Mal auch der „Festivalkult„, der Ausrichter des „Umsonst und Draußen“-Festivals in Porta Westfalica-Veltheim. Am Stand zeigten die Mitglieder nicht nur das kommende Programm für das Festival vom 31. Juli bis 2. August, sondern sie warben auch um Helfer für die Ausrichtung. „Willst du mit mir Backstage gehen? – Ja, nein oder vielleicht.“ Wer sich für „Ja“ entscheidet, kann sich auch per E-Mail melden, an hilfe@festivalkult.de.
Danke!!!
Am Ende – nach 22 Uhr – und nach den Aufräumarbeiten, die sich noch bis nachts hinzogen, konnten auch die über 100 ehrenamtlichen Helfer mal verschnaufen und sich für ein Feierabendbier setzen. Sie hatten den ganzen Tag lang gezapft, gespült, gekocht, gegrillt, geputzt, organisiert und aufgepasst (die viele Arbeit im Vorfeld nicht zu vergessen). Vielen Dank dafür!
Eine Frage gäbe es dann aber doch noch:

Bildergalerie:
ob nun gas oder holzkohle grill ist mir ganz egal. Babs und Bödie nennen mich schätzelein. und die gehören für mich zum wohlfühlgefühl dazu.
vielleicht ( was für ein merkwürdiges word) sollte man sich einfach nicht zuviel vornehemen. Flohmarkt gibt es jeden monat. muss das denn mit dem stadtteilfest zusammen versucht werden?
ist ja nur ne frage
kommentare – gerne
lg
Es gibt bestimmt Gründe (organisatorisch, finanziell?), warum beim Stadtteilfest auch der Flohmarkt stattfindet. Ich mag es auch nicht.
In meinem Fall war es mit Stress verbunden, weil es zuviel und zu gedrängt war. 2-3 Reihen weniger hätten’s bestimmt auch getan. Nur Hart-Gesottene vertragen diese Menschenenge. Oder man geht zum Schluß nochmal an den Ständen vorbei, wenn es sich lichtet.
JA GENAU.
KEIN WUNDER; DAS ALLE BETEILIGTEN HINTERHER VÖLLIG PLATT SIND: WENN ES NACH MIR GINGE – FÄNDEN DIESE BEIDEN EREIGNISSE NICHT AN EINEM WOCHENENDE STATT.
lg