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[Update 03.12.] Graffiti-Schwund am Parkhaus
Es war ein Schock für die Graffiti- und StreetArt-Szene. An dem Parkhaus an der Große Kurfürsten-/Jöllenbecker Straße, an dem Graffiti-Kunst bisher wohlwollend und großflächig angebracht werden durfte (siehe Artikel hier), wurden die Kunstwerke wieder übermalt. Damit ist jahrelange Arbeit von zum Teil Künstlern aus ganz Deutschland „für die Katz“ gewesen. Im Internet überschlägt sich die Empörung, so zum Beispiel auf der Facebook-Seite des in diesem Jahr in Bielefeld stattgefundenen UrbanArt-Festivals 800hoch2.
Zunächst hatte es so ausgesehen, als würden lediglich die oberen Waschbetonwände des Hauses weiß eingetüncht. Doch dann überstrichen die Maler auch die Kunstwerke, in denen tagelange Arbeit steckte.
Doch wie kam es dazu? Volker de Fries, Geschäftsführer des VA-Fonds, hatte die Malereien befürwortet. „Die 36 Gesellschafter des Fonds hatten allerdings vor einem halben Jahr ein Kaufangebot für das Haus erhalten, und dem hatten sie zugestimmt,“ sagt de Fries. Der neue Fonds heißt genau so wie der alte, sitzt jetzt aber in Köln. Als de Fries dort dringend empfahl, sich für Veränderungen am Gebäude mit den Künstlern in Verbindung zu setzen, hätte er wenig später die Kündigung im Briefkasten gehabt. Der Job-Verlust mache ihm persönlich wegen seines Alters nicht viel aus. „Schade ist es aber um die schönen Bilder“. Er dürfe sich künftig nicht mehr dazu äußern.
Auf der politischen Seite sind die Bielefelder Grünen bereits alarmiert. Klaus Rees, Fraktionsvorstand und -geschäftsführer, setzte das Thema gleich auf die Tagesordnung der Arbeitskreise und: „Ich überlege, ob wir eine Anfrage im Hauptausschuss stellen“. Ein Ortstermin sei ebenfalls in der Diskussion.
Für eine Stellungnahme hat Bielefelds Westliche bereits auf mehreren Wegen Kontakt zu den neuen Eigentümern hergestellt. Ein Rückruf wurde auch seitens des dortigen Sekretariats zugesichert, blieb allerdings bis zum 3. Dezember aus. Eine Antwort-E-Mail kam am heutigen Tag (siehe Update 2 unten).
[Update] Der WDR war inzwischen auch vor Ort und sendet darüber in der Lokalzeit vom 2.12.2014, ist aber offenbar genau so weit geommen wie wir. Immerhin gibt es einen „interessanten“ Vorschlag von Bündnis 90/Grüne zu hören: Städtische Flächen stattdessen zur Verfügung zu stellen. Graffiti am alten Rathaus? Link hier (Mediathek, sieben Tage zur Ansicht)
[Update 2] Es gibt jetzt eine Antwort der neuen Eigentümer. Der Sprecher der VA-Unternehmensgruppe, Carsten Racky, schrieb auf Anfrage von Bielefelds Westliche zurück:
„[…] Im Zuge der Übernahme der VA- Fonds Unternehmensgruppe haben wir auch diese Liegenschaft übernommen. Eines unserer Unternehmensziele ist es nachhaltig zu wirtschaften und verantwortungsvoll mit unseren Mietern, der Umgebung und unseren Objekten umzugehen. Nach intensiver Begutachtung durch mehrere kompetente Sachverständige haben wir den Beschluss gefasst umfangreich in die Renovierung, Modernisierung und Instandhaltung unserer Liegenschaft in Bielefeld zu investieren.
Ein Parkhaus und auch die Bars und Ladengeschäfte sind Teil des öffentlichen Lebens der Bevölkerung in Bielefeld. Als Eigentümer dieser Liegenschaft sehen wir es als unsere Pflicht und Aufgabe an das Gebäude und die Anlage in einen sicheren, freundlichen Zustand zu bringen. So sind zum Beispiel Arbeiten geplant wie eine freundliche helle moderne Gestaltung der Fassade, der Treppenhäuser und der Parkdecks. Ein neues energiesparendes Beleuchtungssystem welche das gesamte Parkhaus, die Treppenhäuser und das Gebäudeumfeld und vorallem auch den Durchgang den gesamten Tag gut ausleuchtet. Eine Neubeschichtung der Bodenbeläge im Objekt, Parkbänke vor dem Objekt, mehr Werbetafeln für die Gewerbetreibenden der Umgebung und nicht zu letzt werden spezielle Bilderwände montiert an denen zukünftig wieder Gelegenheit gegeben wird die regionale Graffitikunst zu präsentieren. Hier werden Künstler nicht nur in Absprache mit uns für einen festgelegten Zeitraum ihre Kunstwerke präsentieren können, sondern diese Werke auch nach dieser Zeit mitnehmen und z.B. an einem anderen Ort ausstellen können.
Auch investieren wir mehr Geld in Sicherheits- und Reinigungsdienste um Familien, insbesondere Kindern, Frauen und Rentnern permanent ein Gefühl von Sicherheit und Sauberkeit geben zu können.
Die ersten Arbeiten haben bereits begonnen, da wir alle Arbeiten im laufenden Betrieb ausführen lassen werden die Arbeiten sukzessive erfolgen, jedoch im Laufe des kommenden Jahres abgeschlossen sein. Dies ermöglicht es uns, trotz der enormen Investitionen, dass günstige Preisniveau vorerst halten zu können.
Ich hoffe Ihnen hiermit einen kurzen Überblick über die aktuellen Geschehnisse gegeben haben zu können und bedanke mich für Ihre Anfrage.
Mit freundlichen Grüßen / best regards
Carsten Racky
VA-Fonds Verwaltung GmbH“
Vorher:
Nachher:
Ganz, ganz früher (1983, Quelle: Stadtarchiv):
Siehe auch:Beitrag in der WDR-Mediathek
Moin Rouven!
Wieder einmal zeigt sich die Ignoranz von Leuten, die scheinbar bereits mit dem Taschenrechner in der Hand geboren wurden und außer Zahlen nichts im Kopf … Das ist für diese so genannten „Investoren“ vermutlich kontraproduktiv: Könnte mir vorstellen, dass sich die Sprayerszene genau diese Leute vornehmen wird …
Ach ja: Gestern traf ich Anna-Bella.
Schönen Gruß, Gábor
…. Köln ist zwar nicht weit weg von Bielefeld, aber man kann sicherlich bezweifeln, dass die Leute sich überhaupt angeguckt haben, wie das Parkhaus aus sah- oder?… und dass sie speziell daran interessiert wären, „Bielefelder Verhältnisse“ entsprechend der Bedürfnisse von Bielefelder Künstlerinnen und Kulturschaffenden zu fördern, darf man angesichts der Aktion doch wohl auch schon mal von vornherein sehr bezweifeln…
Es ist keine Schande mehr, die Menschen öffentlich zu verarschen!
Kreativität wird mit Füßen getreten. Weil, die hat Jeder von uns und dafür verlangen wir kein
Geld.
Nullen gibt es viele…wenn ich mich so mit Zahlen beschäftige, fehlt immer eine reale Zahl – vor dem Komma. Eine 1 reicht für ganz viele Nullen.
Soll der VA Fonds die Wohnungen und die Parkplätze neu vermieten. Die ganze Orangenkiste ist eine einzige Fehlplanung.
Allerdings setzt der Fonds dann auf Ortsfremde. So wie in Köln, Berlin oder Hamburg.
Die Hafenstr. in Hamburg kenne ich noch lebendiger. Ich war vor kurzem da. Subkultur heißt dort „König der Löwen“ Und die auf Luxus renovierten Wohnungen sehen von außen unbeleuchtet und langweilig aus. Die Eigentümer sind wahrscheinlich jetzt in der Karibik. Da ist es wärmer.
In Köln … ist die Stadt nicht pleite?
Ja, was soll man gegen den Zeitgeist machen?
Klar könnten wir alles neu besprühen… – aber wozu?
DAS WIRD ÜBERMALT
Mir ist zum Kotzen
LG Silvia
Traurig und deprimierend! ++ Wenn ich 2 1/2 Jahre zurückdenke, als im Frühjahr/Sommer 2012 viele Designer und Künstler sich engagierten, um PLAKARTIVE Kunst der Öffentlichkeit zu präsentieren, ihre wohl durchdachten Werke auf großen Ausstellungswänden entlang der Mindener Str. und auch an Wänden des Parkhauses malten und die 1. Bielefelder Plakartive ins Leben riefen – dann kann ich nur noch sprachlos mit dem Kopf schütteln.
Unterstützt wurde dieses Projekt auch vom Kulturdezernenten Bielefeld, Dr. Udo Witthaus, wie in seiner Eröffnungsrede zu hören war: http://www.network4heart.net/videofilm/plakartive-2012.html. (Hier ist im 2. Video sowohl ein Überblick über die damaligen Kunstwerke zu sehen, als auch ein Ausschnitt, wo Streetart-Künstler gerade das Parkhaus künstlerisch gestalteten.)
Natürlich gibt es immer wieder Menschen, die meinen, dass Kunst die architektonisch trockene, langweilige Struktur verschandelt. Aber dagegen hilft nur ein immerwährender Kampf mit weiteren Gegenaktionen. KUNST muss immer wieder GROSS GESCHRIEBEN werden, damit auch die Menschen einen Blick für deren Bedeutung bekommen. MENSCH hat sich seit Anbeginn der HÖHLENZEIT durch Kunst ausgedrückt und so Geschichte überliefert.
(Bitte einfügen nach:)
„…, damit auch die Menschen einen Blick für deren Bedeutung bekommen“
>> die bisher keinen Bezug zur Kunst bekommen haben, z.B. weil es in entsprechenden Schullehrplänen keine besondere Relevanz hat(te) oder deren Leben völlig kunstfrei und konzentriert auf Arbeit verlaufen ist. „Kunst“ ist ein Schulfach, das _nicht_ abgewählt werden können darf.