
Der Schmelzmann in der Leichenmühle
Männer, die schmelzen, sind irgendwann nicht mehr da. Zumindest werden sie ihren Aggregatzustand verändert haben. Vom Mann zur Lache – ein schlimmes Schicksal! Auch Filme verschwinden schnell, vor allem, wenn sie nicht von vielen Zuschauern ins Herz geschlossen werden. Sie werden obskur geheißen, verschroben, absonderlich. Sie sind aber trotzdem da und tragen in sich das Gold im Herzen Quasimodos. Sie wollen auch geherzt und gekost werden.
Aber was ist mit den fliegenden Köpfen aus Indonesien? Oder dem grünen Schleim aus dem Weltall? Singende Kannibalen, 85-jährige Sexbomben und gehörlose Vampire geben sich ein Stelldichein und buhlen um das Herz des Zuschauers. Nach seinem Erfolg „Wurmparade auf dem Zombiehof“ ist Christian Keßler erneut in den Untiefen seines Schlupfbodens verschwunden, um zwischen Staubmäusen und Frettchenskeletten 40 weitere Klassiker des merkwürdigen Kinos zu exhumieren. Die Früchte dieser todesmutigen Bergung liegen nun vor. im Buch „Der Schmelzmann in der Leichenmühle“, und Keßler zeigt einige davon im „Nummer zu Platz“ (Große Kurfürsten-Straße 81, im Parkhaus-EG) am Freitagabend ab 20 Uhr. Sie sind kantig, kiebig und charismatisch. Sie biedern sich nicht an, aber sie rocken das Haus. Sie sind preisungswürdiges Kino. Denn wo endet das Kino? Es endet nirgendwo.
Der Abend ist nicht als herkömmliche Autorenlesungen gedacht, sondern – wie bereits bei seinen Präsentationen von „Die läufige Leinwand“ und „Wurmparade auf dem Zombiehof“ im Nr.z.P. – als mit Filmausschnitten angereicherte Lehrveranstaltungen, die einen Einblick liefern sollen in all das, was im Rahmen des Filmgeschäftes mal möglich war.
Eintritt 5 Euro, aber erst ab 18 Jahren.
Einen Bericht von Keßlers letztem Vortrag gibt es hier.