Der Polizist vom Siggi geht

Der Polizist vom Siggi geht

„Es sind im Moment so viele letzte Male“, sagt Hans-Peter Palzer, der als Bezirkspolizist für den Westen der Stadt zuständig war. Die Dienstwaffe hat er schon abgegeben, vergangenen Freitag fuhr er zum letzten Mal mit dem Streifenwagen. Jetzt war sein letzter Tag als Polizeibeamter. Und bei einer großen Feier im Saal der Lydiagemeinde verabschiedete er sich von der Nachbarschaft.

43 Jahre lang war Palzer bei der Polizei, die letzten 13 davon war er für viele Kinder in den Kitas des Westens der nette Verkehrs-Erziehungsonkel mit der Uniform. Die lange Karriere begann für den 1951 geborenen Engeraner nach der Volksschule und einer Lehre als Elektroinstallateur bei der Polizeischule in Münster und danach bei der Bochumer Bereitschaftspolizei. Darauf folgten zwei Jahre in Köln. Palzer: „Als Ostwestfale dort am Rosenmontag seinen Antrittstag zu haben, das ist schon etwas Besonderes.“ Die Abschlussprüfung zum Hauptwachmeister legte er in Stukenbrock ab.

Dass Palzer 1974 nach Bielefeld kam, fiel ihm zwar nicht leicht. Aber: „Es war für mich kein Thema, ich wollte immer wieder nach Hause“. Es folgten vier Jahre an der Polizei-Außenstelle für Schildesche an der Beckhausstraße: „Damals wurden dort um 1 Uhr nachts schon die Bürgersteige hochgeklappt.“

Gründungsmitglied des Bielefelder SEK

Um so aufregender wurde die Zeit danach. 1978 wurde in Bielefeld ein Sondereinsatzkommando eingerichtet. Palzer war von Anfang an dabei und wurde bundesweit zu Einsätzen bei Demonstrationen gerufen, ob in Brokdorf, Wackersdorf oder in Frankfurt bei der Startbahn West. Emotionaler wird er bei Schilderungen des Geiseldramas von Gladbeck oder bei der Justizvollzugsanstalt in Celle, bei denen er ebenfalls vor Ort war.

1988 fahndete Palzer mit seinen SEK-Kollegen nach einem Entführer im sauerländischen Eslohe. Wie sich aber herausstellte, hatte der vermeintliche Entführer sein Opfer – einen einjährigen Jungen – bereits umgebracht. „Das war bitter“, erzählt Palzer mit feuchten Augen: „Aber so ist das Polizeileben. Es gibt Kollegen, die haben noch viel mehr Leichen im Keller.“

2000 bot sich ihm die Gelegenheit, umzusatteln. Die Stelle als Kontaktbereichsbeamter für das „Sahnestück“, wie er den Bielefelder Westen nennt, wurde frei. „Und da ich raus auf die Straße wollte und nicht als Verwalter herumsitzen, hab ich mich beworben“.

Palzer hatte Glück bei der Auswahl. Seine erste große Veranstaltung war die Einweihung der Stadtbahn-Haltestelle auf dem Siegfriedplatz.

„Mit den Arminia-Fans noch einmal zum Rathaus“

Die letzten 13 Jahre seien angenehm gewesen: „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass mich irgend jemand angerufen _MG_5410hat, es sei zu laut auf dem Siggi“. Turbulenter ging es schon einmal bei den Auf- und Abstiegen von Arminia zu. „Um so schöner, dass es jetzt noch einmal geklappt hat“, sagt Palzer. „Ich hab mir gewünscht, mit den Fans noch einmal zum Rathaus zu gehen“.

Das Schönste für ihn war aber die Herzlichkeit der Kinder bei der Verkehrserziehung. Für die Grundschüler des Viertels zeigte er jahrelang allen Klassen die Regeln des Fahrradfahrens. „Das waren meine Highlights“.

Seit Neuestem hat er viel mehr Zeit für seine Enkelkinder. Gleich vier davon freuen sich darauf, Opa Peter häufiger zu sehen. Und bereits jetzt werden ausgedehnte Radtouren geplant. Zum Beispiel in den Süden der Republik.

Der Nachfolger

• Der Nachfolger von Hans-Peter Palzer wird ab dem 1. Juni Jörg Amelung.
• Der 54-jährige Amelung war in den letzten Jahren im Wach- und Wechseldienst eingeteilt und Dienstgruppenleiter in der Wache am Kesselbrink.

 

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