
Das Fidibus ist endgültig Geschichte
Nachdem das Fidibus an der Stapenhorststraße 56 lange Zeit leer stand, ist nun klar: Es öffnet auch nie wieder. Seit Tagen wird die ehemalige Kultkneipe von Bauarbeitern geräumt, ein Baustellenschild verkündet den Umbau zur Wohnung.
Miteigentümer Bernd Lohöfer-Marotz, Bauunternehmer in Halle, begründet den Schritt: „Die letzten drei Wirte haben das Lokal aufgegeben, entweder weil sie sich auf andere Standbeine konzentrieren wollten oder weil sich der Betrieb einfach nicht gerechnet hatte“. Darum würde das Erdgeschoss nun wohnlich gestaltet.
Damit ist das Fidibus endgültig Geschichte, und auch die Möglichkeit, die Immobilie als Gastronomie zu nutzen.
Die wahren Hintergründe sind mir nicht bekannt, doch –
das ist wohl das befürchtete Kneipensterben. Was für eine miese neue Welt! Eine schöne Tradition schwindet dahin. Die Menschen ziehen sich zurück ins Fernseher-Familienleben oder die digitalen Begierden der Smartphone-Wirklichkeiten, virtuelle Welten, von denen mehr erhofft wird als vom aktiven mitmenschlichen technikfreien Reden und Handeln. Schon heute wirken die Stadtschluchten wie von menschenähnlichen Robotern bevölkert, die stehend und gehend in ihre Handinnenfläche schauen, als hätten sie die Orientierung verloren und befragten ein Navigationsgerät für Fußgänger. In Bussen und Straßenbahnen ist mensch völlig abgekapselt in seiner Smartphone-Welt.
Doch zurück in die Kneipe, wo früher reger Austausch direkt zwischenmenschlich ohne Hilfsmittel stattfand, bei Bierchen und Zigarette. Dieses Klientel kann jetzt zuhause versauern und abkapseln; da ist selbst der Smalltalk vor der Gastronomie keine Alternative.
Wenn allein „Kneipensterben“ die Ursache gewesen wäre, würde nicht ein paar Meter weiter das Heimat & Hafen so gut laufen.