
800hoch2 gegen den grauen Beton
Gleich zu Beginn gab es ein kleines, technisches Problem: Die Hebebühne am Nettomarkt an der Heeper Straße wollte nicht so recht funktionieren. Doch ein kundiger Kunde kam bei seinem Einkauf vorbei und half aus. Die Belgrader Zwillinge „Sobekcis“ konnten sich in die Höhe schwingen und ihre ersten Striche an die Wand sprayen. Das Festival 800hoch2 war eröffnet.
Vor Ort sind immer die Initiatoren des AstA-Kulturreferats: Rahel Grothus, Arne Müller, Frederick Brockmeyer und Christian Müller erklären neugierigen Passanten, was gerade dort passiert und haben Infos für die kommenden Wochen bis zum 17. August in der Hand. Lagepläne, auf denen verzeichnet ist, an welchen Stellen der Stadt demnächst großflächig Kreatives und Buntes entsteht – gegen so manche graue Ödnis, der UrbanArt-Beitrag zum 800-jährigen Stadtjubiläum. Wochenlang haben die Verantwortlichen dieses Festival geplant und – denn es wird nicht illegal „gebombt“ – die Erlaubnis für zahlreiche Flächen eingeholt: Neben den Malaktionen wird es StreetArt-Stadtführungen, Lesungen und Open Air-Kino-Vorführungen zum Thema geben.
Und es ist mit internationalen Stars der Szene zu rechnen: Während die Sobekcis an der Heeper Straße zu Beginn noch nicht so recht wussten, was auf den 150 Quadratmetern Fläche am Ende zu sehen sein wird (der Prozess lässt nach dem ersten Tag schon einmal einen Singvogel erkennen), hatte die Crew TDR , deren Mitglieder aus der ganzen Bundesrepublik kommen, schon am Anfang einige Vorstellungen für ihr Projekt: Nach Vorlagen aus Tim Burtons „Alice im Wunderland“-Verfilmung sorgten sie an der Außenwand des Uni-Audimax für eine psychedelische Momentaufnahme der Kindergeschichte. Ein paar Details waren schon am zweiten Tag zu erkennen, zum Beispiel die Grinsekatze, die rauchende Raupe und das nervöse Kaninchen. „Ihr könnt viel besser malen als ich“, sagte ein siebenjähriges Mädchen den stolzen Künstlern beim Betrachten.
Spontaneität dank neuer Wände
Zwischendurch wurde noch spontan eine Wand zur Verfügung gestellt. Die Sprayer Qvam und Axit aus Hamburg und Lüneburg durften sich bei Tims Leihwagen austoben und stellten schnell ihr Crew-Tag in großen, orangenen Lettern nebst zweier Angler auf die Beine und an die Wand.
Neben den Sobekcis und TDR konnten die Veranstalter noch Künstler wie Aryz aus Barcelona, Zoer + Velvet aus Paris, Satone aus München oder Peter Phobia aus Wien für 800hoch2 gewinnen – ganz ohne Honorar, aber mit guten Kontakten und dem Reiz großer Flächen in Bielefeld. Ein solches Programm lässt sich natürlich nicht ohne die Unterstützung von vielen Seiten stemmen: Die Hebebühnen – drei an der Zahl – werden von Mateco kostenlos zur Verfügung gestellt, die Farben kommen ermäßigt von Brillux, die Firma Bunzel überlässt kostenfrei ihre Gerüstbauten. Und in 14 Restaurants der Innenstadt können sich die Künstler ihre kreativen Köpfe für umsonst stärken.
Ein Highlight wird der „Hip Hop-Jam“ am Wochenende vom Samstag, 9. August, bis Sonntag, 10. August, werden. Dann treffen sich unter dem Ostwestfalendamm 30 Künstlerinnen und Künstler um die Betonsäulen des „Ossis“ dauerhaft zu verschönern. Und vor Ort, am „Nummer zu Platz“ (Große Kurfürsten-Straße 81), gibt es jeden Tag von 13 bis 22 Uhr Live-Rap und DJs zur musikalischen Begleitung.
Die Stadt wird in den kommenden Tagen an folgenden Adressen verschönert: Kurt-Schumacher-Straße 10 und 16, Weststraße 67 (hinter dem Siggi-Kiosk), Willy-Brandt-Platz (Herforder Straße 18), Extra Blues Bar (Siekerstr. 20), am Forum (Meller Straße 2), Mindener Straße (unter dem OWD), außerdem sind das Gebäude des Potemkin (Ex-Ritterklause) und die Unterführung Alfred-Bozi-Straße geplant.
Alle Programmpunkte gibt es hier:
spannendes Projekt!
Dass es viel Vorbereitung braucht, der Langeweile entgegenzutreten glaube ich sofort. Ich bin gespannt, welche Bilder ich zu sehen kriege…super Sache
lg Silvia
Blau statt Kunst. Bin geschockt. Jetzt ist tatsächlich Ernst gemacht worden am F… Parkhaus. Der überragede „Inselmensch“ ist viel eintöniger Farbe gewichen. Ich könnte Schreien. Hoffentlich gibt es viele kreative Ideen.