
Volker Kroll – ein Vierteljahrhundert bei Kurz Um
Lächelnd guckt Volker Kroll auf sein Telefon. Eine Nachricht hat ihn erreicht. „Das waren meine Töchter. Die haben die Zeitung gelesen und mich beglückwünscht“. Volker Kroll ist ein echtes Urgestein im Verein „Kurz Um“. Seit den achtziger Jahren ist er mit dabei, bei der Abteilung der „Umzugsprofis“.
Im Keller des Vereins (im „Kurz unten“) weiß er – über zahlreiche Alben mit alten Fotos gebeugt – viel zu berichten über seine dortigen 25 Jahre. Und auch über die Jahre davor, denn bevor er beruflich einstieg, war er bereits einer der Vereins-Aktiven.
Angefangen hatte alles als eine Initiative für arbeitslose Jugendliche. „Die Geschäftsstelle befand sich in der Siechenmarschstraße, dort wo heute das ‚Strada No. 4‘ drin ist“. Und links daneben sei damals das Bielefelder Fanprojekt untergebracht gewesen. Auf den alten Bildern werden viele bekannte Gesichter entdeckt. Leute, die stets präsent im Viertel sind und inzwischen auch andere Positionen inne haben.
In den vielen Jahren hätte er so viele Kunden bedient, dass er bei einem Gang über den Siggi-Markt oft mit „Hallo, Herr Kroll“ gegrüßt werde. „Aber mittlerweile weiß ich oft nicht mehr, wer das eigentlich ist“. Kürzlich habee ein Herr aus der Hammerschmidtstraße angerufen, der dieselben beiden Arbeiter wie bei einem letzten Umzug vor 15 Jahren gehabt hätte. An den Auftrag kann Kroll sich nicht mehr erinnern, wohl aber daran, dass die gewünschten Herren gar nicht mehr bei Kurz Um sind. Der Mann am Telefon sei sich aber sicher gewesen: „Die kosten doch immer noch zehn Mark, oder?“
„Zenon“, „Moritz-Records“, ein Bedford Blitz
Früher, in den Achtzigern, da habe Kurz Um sich auf vielen Gebieten versucht. Es gab den Laden „Zenon“ für Genähtes an der Stapenhorststraße (neben dem heutigen Wein Anton) oder sogar den Plattenladen „Moritz-Records“. Das waren die Zeiten, als man nicht mehr mit geliehenen Fahrzeugen arbeitete, sondern sich einen Bedford Blitz und einen rosa Kadett Kombi als erste Wagen zulegte (für den „Transport für Oma Lisbeth“, O-Ton Kroll).
Damals, als es in der Siechenmarschstraße noch Kopfsteinpflaster gab, wäre im Betrieb vieles über das „Zusammen sitzen und diskutieren“ geregelt worden. „Das war eine ganz andere Welt für mich“, erzählt Kroll, der vorher in einer Fabrik als Dreher gearbeitet hatte. Das waren auch die Zeiten der Kurz Um-Partys, zu denen 2 bis 3.000 Leute erschienen und für Benefiz-Zwecke gesammelt wurde. „Wir hatten zum Beispiel für ein Lepra-Dorf bei Kairo gesammelt und sind dann dorthin gefahren“. Bei den Demonstrationen in Brokdorf und Wackersdorf sei auch oft eine Delegation mit den Kurz Um-Wagen gefahren.
Inzwischen ist im Verein viel passiert: Der gelernte Dreher machte später eine zweite Ausbildung zum Bürokaufmann und erarbeitete sich vor allem das Feld der Logistik für die Umzugsabteilung. Nach und nach wurde er vom Koordinator zum Chef, denn die Abteilung entwickelte sich qualitativ und quantitativ beständig weiter – unter seiner maßgeblichen Mitwirkung. In den neunziger Jahren kam die Entscheidung, mehr und mehr Festangestellte zu beschäftigen, die meist auch einen Handwerksberuf gelernt hatten.
Hin zur Professionalität
Unter der Betriebsleitung von Volker Kroll wurden die Leistungen der Umzugsprofis immer professioneller. Er wurde von der IHK als
„Güterkraftverkehrsunternehmer“ anerkannt. Vorläufiger Höhepunkt seiner beruflichen Laufbahn war dann im neuen Jahrtausend die Qualifikation zum Ausbilder. Durch den frisch eingeführten Ausbildungsberuf Fachkraft für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice konnte Kurz Um endlich auch in dem Berufsfeld ausbilden, in dem es bisher offiziell nur „Möbelpacker“ und „Umzugshelfer“ gab.
Die Auszubildenden erhalten schon in den ersten Monaten einen Kursus „benimm ist in“. Volker Kroll ging in die bundesweite Kommission zur Entwicklung der Prüfungen, lehrte als Dozent am Carl-Severing-Berufskolleg und ist heute noch im Prüfungsausschuss der IHK vor Ort. Derzeit hat er 18 Auszubildende in seiner Abteilung, die er zusammen mit seinem Stellvertreter Clemens Skowronek leitet.
Auch Bielefelds Westliche gratuliert zum 25-jährigen Dienstjubiläum.
lesen kann spaß machen. ganz gebesonders hier.
lg silvia