
Siebene auf einen Streich
Das hatte keiner getippt. „2:1 für Deutschland“, dachte Norbert Budewig noch zu Beginn des Halbfinal-Spiels in seiner „Zwiebel“ und bangte erst einmal um den Empfang seines gerade erst für die WM angeschafften Flachbild-TVs. Irgendwie brizzelte ausgerechnet nur das ZDF und die Gäste verließen das Lokal an der Stapenhorststraße der Reihe nach. Obwohl doch bei den Spielen vorher alles glatt lief.
Aber es war wie verhext – wie das folgende Fußballspiel selbst. Nach dem Anpfiff lief der Empfang und alles wie am Schnürchen. Norberts Tipp sollte ganz schnell eingeholt werden und einem anwesenden Fußball-Experten war schon nach dem 1:0 in der elften Minute klar: „Ab jetzt ist für die Brasilianer nichts mehr zu holen.“
Nach Müller traf Klose und holte den ersten WM-Rekord des Spiels ein. Dann Kroos, nochmal Kroos, Khedira. Irgendwann dazwischen entstanden die Worte: „Ich muss mir morgen mal die Sun kaufen“, aus der Neugier heraus, dass gerade die englische Boulevardpresse dafür bekannt ist, bei deutschen Fußball-Siegen gerne auf martialische Metaphern zurück zu greifen (Stichwort: „Blitzkrieg“).
„Weiß jemand zufällig, wie es beim Fußball steht?“
Während zeitgleich (33. Minute) unser Bielefeld-Fotograf Uwe Schmale zum 0:5 auf seiner Facebook-Seite fragte: „Kann mir mal jemand sagen, dass ich das nicht träume… ?“, war der beste Witz in den sozialen Netzwerken, die völlig überfüllt mit den Ereignissen rund um #brager waren, eigentlich dieser hier: „Weiß jemand zufällig, wie es beim Fußball steht?“
Alles, was in der zweiten Hälfte kam, war da nur noch Nebensache. Die Autokorsos begannen auf der Stapenhorststraße schon in der Halbzeitpause. Auch Joe hatte im Desperado „nie im Leben mit so etwas gerechnet“. Wie auch? Der höchste WM-Halbfinalsieg aller Zeiten. Wohlgemerkt: Gegen Brasilien (erinnern wir uns an dieser Stelle an Mertesackers Interviewworte: Keine Karnevalstruppe).
Wieder ein Treffer. Dieses Mal Schürrle. Und kollektiver Jubel im Bermuda-Viereck. Es ging schnell weiter und hinein in das Gespräch über dem Bier. Noch ein Treffer von Andre Schürrle und es wurde bemerkt, dass nach dem 0:7 die FIFA-Einblendung im TV mittlerweile nicht mehr nur die Tore einfach auflisten, sondern Scrollen musste, um das Spielgeschehen darüber nicht im Blickfang zu stören.
Der Brasilianer Oscar durfte nochmal gegen Manuel Neuer punkten – obwohl viele Beobachter inzwischen dachten, der deutsche Torwart dürfte auch nochmal ein oder zwei Buden schießen. Naja. Immerhin, ein schöner Abschluss.
Spekulationen über den weiteren Verlauf des WM-Turniers: Ball ab.
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