
Party in der Ruhezone
Es kam mal wieder etwas Bewegung an die Jöllenbecker Straße. Angesichts der derzeitigen Baustellen-Situation war das für viele Anwohner im ansonsten stillen Feierabend ungewöhnlich (siehe Artikel hier). Doch die dort angesiedelten Händler machten am Samstag aus der Not eine Tugend und luden gemeinsam zur Baustellen-Party ein. Und diese Idee  fanden viele Leute derart charmant, dass sie nicht nur Besucher aus dem Viertel anzog.
Der Einzelhandel an der Straße hat wegen der Vollsperrung zur Zeit nicht besonders viel zu tun. Umsatzeinbußen bis zu 50 Prozent habe man. Da tut ein bisschen Abwechslung gut. So sagt Schlafberater Wilfried Scholz, man täte dies einfach „just for fun“ und ohne Absichten. Dabei war der Party der ein oder andere Werbeeffekt nicht abzusprechen. Der ebenfalls an der Jöllenbecker angesiedelte „Spanier“ konnte ohne Zweifel von seinen dort angebotenen Tapas (lecker!) von sich reden machen. Und es gab nicht wenige Menschen, die noch gar nicht wussten, dass auf dem Gelände des ehemaligen Tiergarten-Ladens mittlerweile ein Geschäft für Pferdebedarf namens Equiva seinen Sitz hat.
Die Devise hieß also: Rücklagen aufbrauchen und feiern. Und dafür boten sie Einiges. Die unweit beheimatete evangelische Jugend hatte wieder allerhand neues Spielgerät für die Kinder im Paket und Piano Kemp ließ sogar eines seiner Klaviere bemalen. Jörg Knauer – der „letzte Friseur vor dem Ostwestfalendamm“ – sorgte für den reibungslosen Ablauf des Ballonwettbewerbs, während Nasrin Haideri und ihr Team von der Neuen Börse nebenan für die Getränke sorgten.
Kuriositäten auf dem Mini-Flohmarkt gab es ebenfalls. Reichlich Gesprächsstoff gab es zum Beispiel über ein altes Holzschild, das „Zum Freibad“ wies und es sich dabei im Nachhinein herausstellte, das es sich dabei um eine Spende von Knauer handelte und ein Relikt für das frühere Schildescher Freibad war.
Hauptanziehungspunkt bei der Party war natürlich die Musik. Da aber einer der baustellenbetroffenen Läden „Guitar Jail“ mit seinen guten Kontakten zur Bandszene war, konnten selbst Krankheitsausfälle kurzfristig ersetzt werden. Dujo Grubisic übte sich auf der Bühne zum Frühstücksmatinee in Variationen, die Löffelpiraten lockten mit frechen Liedern und Schoko-Talern die Kinder nach vorne. Jose Lopez und seine Band füllte die Pausen mit lateinamerikanischen Klängen. Country und Folk gab es von „The Dead Buffalos Revisited“, danach sprang Franz Schieche vom Bewekenhorn mit seinen Steakfishern ein. So geht das im Viertel.
Zum Abschluss wurde es dann ernte-mondlich. „The Young Men“ gaben als Neil-Young-Cover-Band eine sogar angenehmer hörbarere Variante von Songs zum Besten, als der Urheber es je vermocht hätte.
Fazit: Wer so etwas nettes veranstaltet, hat es verdient, bei den Läden mal rum zu gucken. Punkt.