
„Lost + Found“ in der Galerie GUM
In der oberen Hälfte des Videos ist zu sehen, wie ein Wort geschrieben wird. „Heimat“ ist dort zu lesen. Gleichzeitig spricht im unteren Bildteil eine ältere Dame. „Familie“ ist das, was sie sagt. 41 Seniorinnen und Senioren über 70 kommen auf diese Weise in Schrift und Ton zu Wort, in einer sechseinhalbminütigen Installation.
Es handelt sich dabei um einen Teil des Projekts „Lost + Found“ der Bielefelder Künstlerin Gabriele Undine Meyer. „Die geschriebenen Worte sind das, was die Interviewten als verloren glauben“, erläutert Meyer. „Und was sie sagen, das haben sie gefunden“. Unter den so dokumentierten Begriffspaaren sind manch überraschende Gegensätze zu finden: „Zweisamkeit – Glauben“, „Wärme – Freiheit“, aber auch „Klavier – Schatz“ oder „Alfred – dickes Fell“.
Die verloren geglaubten Dinge hat Meyer nach der Niederschrift an eine Stickerei gegeben und auf Taschentücher sticken lassen. Und diese hängen nun als Installation in der Galerie GUM an der Weststraße 66. Die Wahl auf das Taschentuch als Medium sei gefallen, weil das Verlorene „vielleicht beweint würde“. Und so sei es heraus, wie wenn man über etwas spricht. Man trüge es nicht mehr alleine mit sich herum, aber es sei doch greifbarer.
Es würde öffentlich viel über Alter geredet, aber die Alten wären selbst kaum zu hören. Es würde über Renten, Demenz und Pflegekosten debattiert, jedoch kaum über die reichen Lebenserfahrungen älterer Menschen, so die Motivation zu dem Projekt. Deshalb wollte Meyer mit alten Menschen ins Gespräch kommen und sie selbst zu Wort kommen lassen. Vor einem Jahr bat Gabriele Undine Meyer über die örtlichen Medien Frauen und Männern im Alter von über 70 Jahren um ihre Mitwirkung bei “Lost + Found”, und es meldeten sich viele bei ihr. Auch wenn es bei jeder Person auf jeweils zwei Begriffe zugespitzt würde, seien lange, bis zweieinhalb Stunden dauernde Gespräche vorangegangen, um diese herauszufiltern.
Die Multimedia-Installation, die aus diesem Beteiligungsprojekt entstanden ist, wird nun zunächst als Preview am Freitag, 27. Juni, ab 18 Uhr den Beteiligten und ihren Freunden präsentiert. An den beiden darauf folgenden Tagen, Samstag, 28. und Sonntag, 29. Juni ist die Ausstellung jeweils von 16 bis 18 Uhr für alle Interessierten zugänglich.
Galerie GUM
Weststraße 66