Je oller, desto doller

Je oller, desto doller

Endlich alt genug, dachten sich die die Darsteller des AlarmTheater-Stücks „Age of Happiness“. Wofür? Um endlich das zu tun, was sie schon immer wollten: Jazzen, feiern, rocken. Und das ließen sie sich nicht nehmen, selbst wenn die Szene ein von ihnen besetztes Haus war, das geräumt werden sollte.  „Man muss sich einmischen“, lautete die Ansicht der Senioren, die keine Lust darauf hatten, auszuziehen.

Ihre Botschaften über das Alter verpackten sie in einer schrillen Revue, die gleich eingangs in die laute „Prosta-Polka“ mündete, vorgeführt von der Rockband „Die Pensionäre“ und dem abschließenden Refrain „Je oller, desto doller“.  Wie ein langes Leben selbst bot das Programm des Abends ein Auf und Ab zwischen impulsivem Treiben und nachdenklichen Beiträgen. Mitakteurin Theresa wusste Stationen ihrer Biographie anhand von Kleidern zu erzählen, die sie immer noch besaß: „Dieses Kleid trug ich bei der Hochzeit meiner Tochter“. Und: „Das Kleid hab ich noch, den Schwiegersohn nicht mehr.“

Quizmaster Bernd ließ das Publikum raten: Welches Zitat über das Alter stammte von Goethe oder von Schiller? Ein Beispiel: „Das Alter ist ein kaltes Fieber, im Frost von grillenhafter Not. Hat einer dreißig Jahr vorüber, so ist er schon so gut wie tot.  Am besten wär’s, euch zeitig totzuschlagen.“ Ist von wem? Richtig: Von Goethe, aus dem zweiten Teil des Faust.

OPA-Partei statt APO

Hella wusste, dass die Menschen im Alter nicht weniger wert sind als Marktorientierungen uns glauben machen wollten: „Gehen sie mal mittwochs oder freitags auf den Siggi – da können sie sehen, wer dort den Markt bestimmt.“ Elegant wurden die Beiträge von dem Jazztrio „Blue Temptation“ ein- oder begleitet. Ein untermalendes „Take Five“ wurde aber bald wieder von Klaus Hanke und den _MG_9264 „Pensionären“ wachrüttelnd unterbrochen. „Hey, hier kommt Oppa“ lautete einer der Rockröhren, auf die passenderweise über den quälenden, letzten Bundestagswahlgang berichtet wurde. Ohne Lesebrille wäre dieser im Fiasko geendet, aber die Idee einer eigenen Opa-Partei – in Analogie zur APO – keimte auf.  Anarchistisch, aber gewaltfrei.

„Heute morgen hat an mir alles geknackt. Aber da hab ich gemerkt, ich bin nicht alt, sondern knackig,“ erzählte Showmasterin Charlotte und gab Liza Minellis „“Bye,bye, mein lieber Herr“ aus dem Musical „Cabaret“ zum Besten.

Im besetzten Haus überlegten sich die Noch-Bewohner unterdessen, wie sie der städtischen Betreuungsstelle für „Verwirrte und Debile“ begenet sollten. Die hatte sich bereits für einen Besuch angekündigt. Mit Zitatantworten wähnte man sich auf der sicheren Seite, um Gedächtnisfrische zu beweisen.

Im höheren Alter fällt Zuversicht aber leichter. Oder wie es der gemeinsame Chor abschließend zum Ausdruck brachte: „Always look on the bright side of life.“

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