Infos im Rathaus zur Almsporthalle

Infos im Rathaus zur Almsporthalle

Wie berichtet, wird die Almsporthalle an der Melanchthonstraße ab dem 4. Januar 2016 nun auch zur Notunterkunft _MG_5994für Flüchtlinge umfunktioniert. Dazu hatte die Stadt am Dienstagabend alle Interessierten zur Bürgerinformation in den Saal des Neuen Rathauses eingeladen. Oberbürgermeister Pit Clausen, Kultur- und Schuldezernent Udo Witthaus und Bezirksbürgermeister Hans-Jürgen Franz stellten sich den Fragen.

Mit der Umsetzung des Vorhabens beauftragt wurde das Bielefelder Rote Kreuz. Dessen Kreisgeschäftsführer Ralf Großegödinghaus informierte über die geplanten Details. So sollen die erwarteten 150 bis 200 Flüchtlinge auf die drei Hallen verteilt werden. Die Almsporthalle selbst soll zur Wahrung der Privatspähre der Flüchtlinge auf der Südseite umzäunt werden. Arminia-Fans müssten sich darauf einstellen, dass das bisherige Kassenhäuschen am Eingang Süd (links von der Almsporthalle) auf den Parkplatz vor dem Eingang Ost der Schüco-Arena verlegt wird.

Die Hallen würde bereits ab nächster Woche mit Schlafgelegenheiten in „Wohnwaben“ mit Sichtschutz eingerichtet werden, es gebe ebenfalls Duschen für Frauen und Männer sowie WCs für Frauen und Kinder. Für die Männer würden draußen WC-Wagen aufgestellt. Verpflegung bekämen die Flüchtlinge morgens und abends mit einem Büfett, mittags gebe es aufgewärmte Tiefkühlkost. Ansonsten seien für sie jederzeit Obst, Rohkost und Getränke frei verfügbar.

Betreuung und Schutz der Flüchtlinge

Die Betreuung geschehe laut Großegödinghaus mit vier Personen: Einer Hausleitung mit acht Stunden pro Tag, zwei 24 IMG_8648aStunden-BetreuerInnen und einer SozialarbeiterIn mit vier Stunden von montags bis freitags. Außerdem würde die Firma „Ihre Sicherheit“ zum Schutz der Flüchtlinge mit zwei Stellen à 24 Stunden am Tag beauftragt.

Pit Clausen betonte, dass das Thema Flüchtlinge an Dynamik zugenommen habe, wie er und andere auch es am Anfang des Jahres noch nicht gesehen hätte. Man sei im März noch von 250.000 Flüchtlingen in 2015 für ganz Deutschland ausgegangen. Mit den aktuellen Zuweisungszahlen (etwa 3.250 für Bielefeld) und insbesondere dem Anstieg der letzten Monate habe niemand gerechnet. Aber: „Jeder hat einen Anspruch auf medizinische Versorgung, auf Essen und Trinken.“ Die Ergebnisse der Asylverfahren seien noch nicht abzusehen, aber das Tempo der Steigerung habe die Stadt vor eine Herausforderung gestellt.

Der Krisenstab betone, so schnell wie möglich an neue Unterbringungskapazitäten zu kommen. Die Unterbingung in Turnhallen würden nicht gerne durchgeführt. Clausen: „Zeit ist das, was wir nicht haben.“ Denn die Menschen kämen. „Dort zu wohnen, ist nicht komfortabel. Es geschieht auf engstem Raum und ohne Privatsphäre.“ Es sei für alle Beteiligten keine gute Lösung und man wolle die Situation so schnell wie möglich ändern. Für die Belegung der Almsporthalle sei zunächst ein halbes Jahr vorgesehen. Die weitere Entwicklung sei allerdings noch nicht absehbar.

Umverteilung des Sportunterrichts

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Geplante Umzäunung der Almsporthalle (Quelle: Deutsches Rotes Kreuz Bielefeld).

Ein großes Thema war auch der Ausfall bzw. die Verlegung des Sportunterrichts der drei beteiligten Schulen.  Das Schuldezernat suche auf Hochtouren nach Lösungen. Witthaus war „überzeugt, dass unter den Schulen sehr schnell Solidarität entsteht und Kapazitäten frei gemacht würden.“ Schulamtsleiter Georg Müller konnte dafür aktuelle Bereitschaften melden: Das Max-Planck-Gymnasium habe Kapazitäten in der Lampinghalle der FH und an der Uni zugesagt bekommen, ebenso habe die Marienschule Möglichkeiten angeboten. Die Getrud-Bäumer-Schule habe inzwischen gute Aussichten auf eine Unterbringung des Sportunterrichts in der ehemaligen Gutenbergschule und die Bosseschule wolle sich auf den Unterricht in eigenen Räumen konzentrieren.

Sorgen über die Verteilung machten sich auch die in der Almsporthalle bisher aktiven Vereine. Auch Beteiligte der Herzsportgruppe drückten ihre Wünsche nach einem anderen Ort aus. „Wir unterstützen den Krisenstab bei seiner Arbeit und wünschen ihm, dass er die Probleme lösen kann,“ sagte ein Mitglied.

Der Zuspruch und die Bereitschaft zum Engagement seitens der Anwohnerschaft war groß. Die Frage nach einem „Bunten Tisch“, bei dem sich die Nachbarn über Möglichkeiten zur Einbringung informieren können, solle bald stattfinden. Andrea Prochnau, Leiterin der Bosseschule, bot diesen in den Schulräumen an und kündigte an, einen Termin in Kürze bekannt zu geben. Pit Clausen wies überdies auf den Kontakt zur Freiwilligen-Agentur hin. Und Michael Gugat, Mitinitiator von „Geflüchtete willkommen in Bielefeld„, machte auf die Angebote seiner Initiative aufmerksam.

„Nazis raus!“

Eine Anwohnerin sorgte sich über die Sicherheit der Flüchtlinge, da an dem Ort – insbesondere nach Fußballspielen – betrunkene Menschen randalierten. Die Polizei erklärte aber, dass künftig vor Ort häufiger Streife gefahren werden würde.

Es gab aber auch Stimmen der Gegner. Als der rechtsextreme Politiker Sascha Krolzig (Partei „Die Rechte“) vor das Mikrofon trat, wurde gegen ihn mit lauten „Nazis raus“-Rufen protestiert. Erst nach mehrfachen Aufforderungen von Franz konnte Krolzig seine Frage kundtun: „Wie viele Wohnungen, Hotels und Gebäude müssen noch beschlagnahmt werden.“ Dem trat Pit Clausen entgegen: „Ich kann Ihnen Ihre Sorgen nicht nehmen, aber meine Haltung darlegen. Ich will dafür sorgen, dass niemand in Bielefeld in Obdachlosigkeit gerät.“ Prognosen über die Flüchtlings-Verteilung in der EU, in Deutschland, den Ländern und Kommunen seien zwar sehr unsicher. In dieser Situation solle man aber zusammenrücken.  Und an den „Rechten“-Vertreter gerichtet: „Es ist gefährlich, wie sie die Grundwerte, die die Gesellschaft zusammenhalten, in Frage stellen.“

Dass die rechtsextreme Position an dem Abend in der überschaubaren Minderheit blieb, war an den anderen Wortäußerungen ablesbar. Eine Anwohnerin freute sich auf die ankommenden Flüchtlinge. Sie habe bereits privat Kontakt zu einigen und betrachte sie als Bereicherung. Und eine Schülerin des Max-Planck-Gymnasiums berichtete positiv von der Einrichtung einer Internationalen Klasse und Patenschaften an ihrer Schule: „Es ist eine super Sache. Und Leute, die sonst negativ eingestellt sind, können vom Gegenteil überzeugt werden.“

Info-Link über Zuweisungszahlen und (geplante) Unterkünfte:
Dezember-Newsletter der Bielefelder Freiwilligenagentur (PDF)

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