
Für die Kanalbauer von morgen
„Ey, bei uns hier unten fehlt Wasser“, ruft ein Dötz an der archimedischen Schraube. „Könnt ihr uns nicht noch was davon schicken?“ Gleich am ersten Tag nach der Eröffnung des Wasserspielplatzes im Bürgerpark herrscht dort hoher Betrieb. Klar, am Samstag hatten alle frei und es war zudem noch wärmer als am Einweihungs-Freitag zuvor. Schnell wird klar: Die kleinen Leute müssen richtig überlegen, wie sie mit dem Wasser am Besten haushalten, damit es sich perfekt den Weg durch alle Bahnen und selbstgebauten Sandkanäle sucht.
Bald drängt sich der Verdacht auf, dass die Stadtwerke mit der großzügigen Spende dieses Platzes eigentlich nur die künftigen Wasseringenieure und Kanalbauer von morgen sensibilieren wollen. Der liegt nahe, wenn man beim Spiel zuguckt.
Hier eine kleine Sperre aufgematscht, dort erst einmal warten, bis sich das Becken füllt und dann den Stöppsel ziehen. Emma (8) hat oben am Pumprad einen guten Tipp für alle. Das Rad nicht komplett herumdrehen, sondern erst nach rechts zur Hälfte, dann wieder anders herum. Ist nicht so schwergängig und viel effektiver. Das kannte sie vom Wasserspiel aus dem Tierpark.
Den Eltern ist das bunte Treiben recht und sie machen es sich auf Decken in der Nähe gemütlich – auch wenn bald ein paar Hosen zum Trocknen in die Sonne gehängt werden müssen.
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Die Stiftung der Stadtwerke Bielefeld hatte den Spielplatz im Bürgerpark anlässlich des 125-jährigen Trinkwasserjubiläums gespendet. Nicht nur die Kosten für den Bau in Höhe von rund 50.000 Euro, auch die jährlichen Unterhaltungskosten nimmt die Stiftung „auf ihre Kappe“. Außerdem konnten sich die Auszubildenden des Umweltbetriebs daran austoben. Und das haben sie gut gemacht, wie man sieht. Nicht nur die Notenschlüsselform (eine Reminiszenz an die nahe Rudolf-Oetker-Halle), auch die vielen, filigranen Bahnen, die sie in den Sandstein geschliffen haben, wirken liebevoll gestaltet.
Siehe auch:
–Wasserspiel im Bürgerpark
–Baubeginn beim Wasserspiel
Wenn einem Erwachsenen etwas „klar wird“, heißt es nicht, dass die Kinder solche wassertechnischen Überlegungen anstellen. Gut: die Kinder können ihrem Spieltrieb folgen und Kreativität entwickeln.
Trotzdem kommt mir diese Anlage eher jämmerlich vor.
Zumindest zeigt sich, dass die befürchtete Unruhe (s. andere Artikel bzw. Links oben) von diesem kleinen Areal nicht ausgehen kann oder wird. Und – was ich für viel wichtiger halte – mögliche Rodelvergnügen im Winter werden nicht beeinträchtigt; das wäre eine kleine Katastrophe.