
Die rote Zora im Desperado
„Heiter bis Wolkig“ sind Legende. Und wer in den frühen Neunzigern auf Schulhöfen weilte, kam an „Hey, rote Zora“ – ihrer Punkadaption der Pippi Langstrumpf-Titelmelodie – einfach gar nicht vorbei. Marco und Micha von der Urbesetzung spielten in diesem Monat einige wenige „Guerilla-Gigs“ als „HbW Kommando 1. April“ – unter anderem im Desperado.
Der Begriff „Gig“ ist vielleicht irreführend, denn bei HbW handelt es sich um ein Punk-Kabarett. Besucher müssen mit Sketchen, verkleideten Text-Darbietungen und Musik vom Playback rechnen, und zwar hochinteraktiv. Da kann es schon einmal passieren, dass man mit Bier aus der Saugglocke mit der Klobürste gesegnet wird. Die Punkattidüde wird überspitzt: Regeln sind scheißegal, Hauptsache man hat Spaß. Es sei denn, man tritt Nazis oder „Bullen“ gegenüber.
Leute, die noch nie damit in Berührung gekommen waren, wussten oft nie etwas damit anzufangen (so z.B. Tommy Ohrner im Frühstücks-TV bei einer Darbietung vom „Lied der Pünke“). Seit 1986 persiflieren HbW bereits ihr eigenes Leben und das der Bewegung auf der Bühne – „Fun Punk“ eben. Aber nach 30 Jahren und besonders bei den neu aufkeimenden, rechten Tendenzen, musste der Gegenpol mal wieder aktualisiert werden.
Getreu dem Motto „Lacht kaputt was euch kaputt macht“ gab es dann auch Einspieler wie den hochgradig zungenbrecherverdächtigen „Deutsch ist schön“, mit dem die AfD als „Laberrhabarberpartei“ entlarvt wurde, oder – im Rahmen der „AfD-Themenwoche“ – den Song „Pegidamann“, der u.a. mit Unterstützung von Klaus, dem Geiger, entstand.
Bleibt die Frage, ob das HbW-Kommando standhaft genug zum Weitermachen sein wird. Unterhaltsam ist und nötig wäre es.