
Der nächste Abriss im Stadtteil
Der Autoverkehr ist von der Jöllenbecker Straße in die Siegfriedstraße (in Richtung Siggi) derzeit einseitig gesperrt. Der Grund dafür ist ein schon länger angekündigter Hausabriss, den viele NachbarInnen bedauern.
Das Haus Jöllenbecker Straße 65, in dem noch vor Kurzem der Friseur Jörg Knauer seinen urigen Laden hatte, wird dem Boden gleich gemacht, um für einem Neubau Platz zu schaffen. Damit verschwindet ein weiteres Gründerzeit-Gebäude mit vielen charakteristischen Fassadenverzierungen aus dem Viertel.
Ein Anbau ist bereits verschwunden, ebenso die Bäume auf dem Grundstück nebenan. Auf den Plakaten, die seit Wochen in den Fenstern des Hauses hingen, wurde um Mieter für neue, künftige Büroräume geworben. Es ist zu vermuten, dass ein „zeitgemäßer“ Zweckbau entsteht, wie wahrscheinlich zur Zeit auch an der Stelle des ehemaligen „Tinneff“ an der Stapenhorststraße (siehe Artikel hier).
Das ist für viele ein bedauerliche Entwicklung, die aber offenbar nicht aufzuhalten ist. Das Gebäude war anscheinend zu marode für eine Sanierung und steht nicht unter Denkmalschutz.
Schon in älteren „Modernisierungswellen“ wurde immer behauptet, dass ein Erhalt oder eine Sanierung von alten Häusern sich „nicht lohnen“ würde… weil es einfacher und profitabler war, Altbauten durch Neubauten zu ersetzen. Das die „Ästhetik“ von Altbauten „wertvoll“ ist, haben die Investoren aber inzwischen auch gelernt. In Frankfurt z.B. werden einstmals abgerissene Häuserfassaden nun aufwendig „nachgebildet“… allen, die an einer gesundheitsverträglichen Umwelt,insbesondere an der absolut dicht befahrenen Jöllenbeckerstr., dem Schutz der Artenvielfalt und auch an dem Schutz des ärmeren und oft auch älteren und kränkeren Teils der Bevölkerung in diesem Viertel gelegen ist, kann es aber vor allen Dingen auch nicht egal sein, dass hier eine Bebauung geplant ist, die dem total entgegensteht.
Ich finde es auch traurig, ja ärgerlich, wenn alte Architektur von marodierenden Geschäftlhubern platt jemacht wird. ++ Doch wenn du schreibst, dass es „allen … auch nicht egal sein (kann)“, dann ist es dafür zu spät. Außerdem gäbe es doch kein wirksames Mittel gegen solches Handeln. Wie ich es verstehe, hätte ich jetzt einen Batzen Geld auf Tasche haben müssen, um es in die Sanierung zu stecken. Doch, woher nehmen?
Vielleicht ist es ja mal wieder andgesagt sich anders und besser (körperlich anwesend!) zu organisieren? , die Öffentlichkeit(!) über geplante Haussanierungen und -Abrisse zu informieren, öffentliche Diskussionen darüber zu führen und auf gute alte Art mit körperlicher Präsenz vor Ort zu demonstrieren?…. Esd stehen ja , soweit ich weiß außerdem eine große Menge an sogenannten „Objekten“ gerade zur Disposition der ImmobilienhändlerINNen und Investoren, die möglichst schnell möglichst viel Geld verdienen wollen und oft/meistens keine Skrupel zu haben scheinen, die alten und womöglich zu armen Mieterinnen aus den Häusern zu verdrängen, um dann „solventere“ MieterINNen und EigentümerINNen in die Häuser zu setzen…. da findet ja unbemerkt von der Öffentlichkeit ein ganzer Bevölkerungsaustausch statt…und die, die als erste auf eine gute Infrastruktur, gute Verkehrsanbindung, gute Versorgung mit sozialen Dienstleistungen angewisen sind, die armeren, älteren, kränkeren und/oder sonstwie ökonomischund sozial eingeschränkten Menschen, werden aus einem Gebiet verdrängt, das ihren Lebensbedürfnissen recht gut entgegenkommt ind Randzonen der Stadt, die eine solche Versorgung und bisher jedenfalls, soziale Durchmischung nicht bereitstellen oder zu bieten haben.
Schade um die tollen Häuser. Ich bin in den 70er immer darn lang gefahren zur Gutenbergschule und jetzzt wird ales abgerissen. traurig
Ich habe das „Malheur“ erst gestern gesehen. So oft komme ich da nicht mehr vorbei, von dem Abriss im Februar habe ich erst gestern erfahren.
Auch ich verbinde mit der Siegfriedstraße viele Kindheitserinnerungen. Von ca. 1974 bis 1978 wohnte meine Oma in der Siegfriedstraße. Mit dem Bus fuhren wir aus Stieghorst kommend zur Haltestelle „Wittekindstraße“, und von dort war es nur ein kurzer Fußweg bis zur Siegfriedstraße 63, immer an dem hier in Rede stehenden Haus vorbei.
Nein, was hat mir der Anblick gestern wehgetan. Ein wunderschönes altes Haus aus dem Jahr 1890 musste weichen, nun klafft dort ein hässliches Riesenloch. Bei Google Street View kann man das weit über 120 Jahre alte Haus noch sehen …
Angeblich hätte eine Renovierung des Hauses so viel gekostet wie der Abriss samt Neubau. In Wahrheit geht es doch nur darum, für den Neubau zukünftig teure Mieten kassieren zu können.
Ich könnte so eine Entscheidung nicht über’s Herz bringen …