
Den ganzen Tag wach beim Campus-Festival
Nein, AC/DC hatten abgesagt. Angesichts der Ausmaße der Hauptbühne, die die Veranstalter für das Campus-Festival am Donnerstag auf das Gelände gesetzt hatten, konnte man durchaus an den Witz glauben, der zwischenzeitig kursierte. Die Orga-Gruppe von Uni, FH und Walent Cerkez mit seinem Team von der Vibra-Agency hatten bis zuletzt alle Eventualitäten durchgespielt, um das Gelingen des Musikevents zu garantieren. Und das Regenwetter machte auch mal Pause: Perfekt für das Debut und alle 19.500 Besucher.
Walent und seine Agentur sind auch routiniert im Umgang mit Großveranstaltungen dieser Art. Das von ihm organisierte Serengeti-Festival im benachbarten Schloß Holte-Stukenbrock feiert im August sein 10-jähriges Jubiläum. Und durch die so gewonnen Kontakte konnte er sowohl große  als auch geheime Acts auf die drei Bühnen bringen: Gentleman, Alligatoah und Thees Uhlmann sorgten am Abend für die Beschallung und gute Laune.
„Music is the answer“, so einer der Sprüche auf den Luftballons. Es begann aber mit dem gesprochenen Wort. Der beliebte Hörsaal-Slam wurde zum Aufwärmen nach draußen verlegt und die Moderatoren Sven Stickling und Nico Bein begrüßten die zahlreichen Studenten um 15.15 Uhr mit verschmitzt-verspieltem Erstaunen: „Ihr seid ja alle schon wach!“ In einer Slam-Gala stimmten Andy Strauß, Micha-El Goehre, Nadine Dubberke und Florian Wintels von schräg absurd bis wunderbar poetisch die ersten Gäste vor der Hauptbühne auf den Tag ein.
Hoffnungsvolle, österreichische Newcomer wie Olympique gaben sich den Wechsel über die Bühnen mit Bands wie den dänischen Rockern „Go Go Berlin“ oder der Ska-Combo „Octopus Prime“ auf der Bühne des Uni-Radiosenders Hertz 87,9. Und der harte Rap von Chefboss ist ohne glamouröse Choreographie nicht denkbar.
Erste Jubelschreie vor der Hauptbühne gab es aber, als Henning May in’s Mikro sprach und Bielefeld begrüßte. Die tiefe Stimme, die irritierenderweise an eine Mischung aus Tom Waits und Rio Reiser erinnert, verlieh dem Frontmann der insgesamt sehr jungen Band „AnnenMayKantereit“ einen erlegenden Charme und hatte mit seinen dazu noch emotional aufgeladenen Texten grade die Herzen des weiblichen Teils der Besucher sofort auf seiner Seite.
Scheiß auf AC/DC. Das hier war besser. Und das MTV schonmal im Jahr 2004 mit der „Campus Invasion“ vorbei geguckt hat – davon war keine Rede mehr. Das hier war das erste Bielefelder Campus-Festival. Punkt. Und wenn es nach diesem Erfolg und den Veranstaltern geht, soll es sich ab  jetzt auch jährlich wiederholen.